https://de.wikipedia.org/wiki/Gabriele_Gottwald
Frauen die Ohren abschneiden – übliche Methode der BND-gestützten Renamo. Ausriß Frankfurter Rundschau.
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Ausriß.
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Laut Gottwald war die Mosambik betreffende Anfrage offenbar wegen eines SPIEGEL-Artikels vom Januar 1984 gestellt worden, in dem von BND-Aktivitäten zum Sturz der mosambikanischen Machel-Regierung die Rede war.
SPIEGEL-Text:https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13507710.html
Bei seinen Versuchen, die Südafrika-Politik der Bonner Regierung zu torpedieren, kann sich Franz Josef Strauß auf geheimnisvolle Helfer verlassen: Agenten des Bundesnachrichtendienstes.
„…Der BND, so hielt der Amerikaner Kohls Staatssekretär vor, unterstütze in Mosambik die Politik Südafrikas, das Regime des Präsidenten Samora Machel zu stürzen. Über den üblichen Informationsaustausch hinaus, beklagte der Abgesandte aus Washington, sei der Pullacher Dienst dort in „Aktivitäten“ des südafrikanischen militärischen Geheimdienstes „verstrickt“ – zum Ärger der Amerikaner…Der Amerikaner, „stocksauer“ sei er gewesen, war aber mit seinen Klagen noch gar nicht fertig: Nicht nur die fahrlässige „Kumpanei“ des BND mit dem südafrikanischen Geheimdienst müsse eingeschränkt werden, forderte er. Es sei auch unstatthaft, wenn hierzulande Oppositionspolitiker aus Mosambik empfangen würden, die aus amerikanischer Sicht als „faschistisch“ einzustufen seien. Schreckenbergers Gast spielte damit auf eine bislang sorgsam verschwiegene Visite von vier Vertretern der „Restencia Nacional Mocambicana“ (RNM) im November in Bonn und München an. Diese von Südafrika finanziell abhängige Oppositionsbewegung versucht, das Machel-Regime von der Macht zu verdrängen…Die Visite der vier RNM-Vertreter, darunter des Präsidenten Alfonso Dhlakama, hatte der Kieler CDU-Professor Werner Kaltefleiter arrangiert. Mit Schreiben vom 4. November 1983 („Persönlich / vertraulich“) bat Kaltefleiter den Bonner CSU-Abgeordneten Hans Graf Huyn, der selbst bei den Christsozialen als Rechtsausleger gilt, sich um „unsere Freunde aus dem südlichen Kontinent zu kümmern“ und sie mit Politikern zusammenzubringen, „die ein Verständnis für diese Region haben“…Vom 24. bis 28. November konferierten die RNM-Reisenden in Bonn mit den CSU-Abgeordneten Huyn und Klaus Rose, aber auch mit zwei Vertretern der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung…Dem CSU-Chef gegenüber trumpften die vom weißen Apartheid-Regime in Südafrika ausgehaltenen Oppositionellen auf, in zwei Jahren könnten sie das linke Frelimo-Regime Machels aus der Regierung vertreiben – was nicht einmal die Amerikaner glauben mögen. Die jetzigen Machthaber, so beschrieb RNM-Generalsekretär Evo Fernandes dem Grafen Huyn das weitere Vorgehen, würden nicht vor Gericht gestellt, sondern „eliminiert“. Nach dem Sieg überlasse man sie am besten dem „Volkszorn“…
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LINKE-Gottwald betonte im Website-Gespräch, seinerzeit Verbindungen der extremen deutschen Rechten zu bestimmten internationalen Gruppierungen untersucht zu haben – vor dem Hintergrund der Ost-West-Konfrontation. „Es ging um die Renamo, aber auch um die Unita in Angola. Ich habe mich intensiv mit deutscher Stiftungspolitik befaßt – darunter mit der Frage: Was macht die Hans-Seidel-Stiftung in dieser Region, warum ist sie dort so sehr aktiv?“ Die Hans-Seidel-Stiftung und der BND, so Gottwald. „sind vielleicht aus einer Eizelle. Pullach und die CSU – das war doch eins! Viel ist über Franz-Josef-Strauß und seine Leute gelaufen. Unita-Savimbi in Angola wurde von der CIA finanziert – ich nehme an, daß sich auch der BND um ihn gekümmert hat.“
Die Abgeordnete beschrieb auch, wie die westdeutsche Öffentlichkeit im Jahr 1984, in dem es besonders viele heimtückische tödliche Attentate auf DDR-Entwicklungshelfer gegeben hatte(u.a. Unango-Attentat), auf die BND-Kooperation mit der Terrororganisation Renamo, auf die vielfältigen Renamo-Aktivitäten in der BRD reagierte. „Für die Öffentlichkeit war dies kein Thema, obwohl die bürgerliche Presse berichtete. Wer interessierte sich denn schon für Mosambik? Nur bestimmte Kreise – also die Solidaritäts-und Anti-Apartheid-Bewegung. Und weil die Renamo auch von Südafrika unterstützt wurde, hat man sich eben auch um Mosambik gekümmert.“
Mehr öffentliches Interesse hatte es laut Gottwald für den Nazi-Kriegsverbrecher Reinhard Gehlen, für die Organisation Gehlen gegeben, aus der der BND als offizieller BRD-Geheimdienst hervorging:“Wer sich von so einem Mann den Geheimdienst aufbauen läßt – bleiben da noch Fragen offen? Wer hat denn da noch Vertrauen in solch eine Struktur? Der BND war damals eine ziemlich verruchte Truppe“.
Hatte Gottwald BND-Kontakte? „Als ich in Mittelamerika über die Contras recherchierte, bin ich von einem BND-Typen angequatscht worden, der rauskriegen wollte, was ich da mache. Ich fand das irre, denn ich war immerhin Bundestagsabgeordnete“.
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Auffällig ist, daß in Bezug auf Terroranschläge in Mosambik immer nur aus Akten der DDR-Staatssicherheit zitiert wird, nie indessen aus den BND-Akten. Zwar gebe es laut Gottwald ein parlamentarisches Gremium des Bundestages zur Kontrolle der Geheimdienste, könnten Abgeordnete durch intensives Fragen womöglich mehr zum Mosambik-Sachverhalt herausbekommen. Doch dürften diese Abgeordneten dann nichts darüber verlauten lassen. Die Frage sei, ob sich der Rechtsausschuß des Bundestages mit der Problematik befassen wolle. „Warum hat man die letzten 30 Jahre dieses Thema nicht aufgegriffen – diese Frage stellt sich jetzt auch.“
DDR-Barkas. Ausriß.
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Mosambik, Terrorjahr 1984. Die BND-gestützte Renamo bringt mit ihren Terroranschlägen auch die Lebensmittelversorgung zum Erliegen, löst Hungersnöte aus. Die Frelimo-Regierung verteilt auf diese Weise Nahrungsmittel an die Bevölkerung, wie DDR-Geophysiker Gerd Bonk im Erdgas-Erkundungsgebiet Pande-Temane festhielt. „Wir beobachteten überall Hungersnot – doch es gab gleichzeitig Hoffnung auf große Erdgasfunde. Doch dann tötete ein Renamo-Sprengsatz zwei unserer Vermessungsexperten und deren zwei mosambikanische Mitarbeiter – und die Erkundungsarbeiten kamen zum Stillstand. Die jungen Leute in der Essenschlange hatten zudem die Hoffnung, bei uns im nahen DDR-Camp als Meßgehilfen angestellt zu werden. Die Renamo hat all das zunichte gemacht.“
Gegenüber der Website schildert der Arzt des Camps von VEB Geophysik Leipzig/Limex in Vilanculos , wie er das Attentat erlebt, bei dem die zwei DDR-Vermesser Bernd Kaiser und Detlef Klorek sowie deren zwei mosambikanische Mitarbeiter ermordet werden. “
“Wir waren etwa 20 DDR-Experten in dieser Erkundungsmission. Die Männer sind für seismische Vermessungen jeden Tag mit mehren Jeeps rausgefahren. Eines Tages fehlte ein Jeep, kam nicht zurück. Wir warteten und warteten, schickten schließlich Suchtrupps los. Mosambikanische Regierungssoldaten, die für unseren Schutz im Camp stationiert waren, fuhren noch weiter als unsere Leute. Dann kamen erste Informationen: Landbewohner hatten den Knall einer Explosion gehört, der Jeep sei auf eine Mine gefahren. Gegen Mitternacht brachten Einheimische direkt zu mir als zuständigem Arzt, was von den Körperteilen meiner Kollegen noch übrig war. Da war kein Leben mehr festzustellen. Über die stark verschmutzten sterblichen Überreste hatten sich bereits Ameisen, Termiten hergemacht – also mußte ich durch Desinfektionsmittel zuerst den Insektenfraß stoppen. Dann mußte ich herausfinden und entsprechend sortieren, welche Körperteile, Fleischklumpen zu welchem der beiden Kollegen gehörten. Es war eine schreckliche, tief bedrückende Aufgabe – die Erinnerung daran verfolgt mich auch heute noch bis in den Schlaf. Am Tag nach dem Attentat wurden die sterblichen Überreste in die Hauptstadt Maputo transportiert, wurde das Camp sofort geschlossen, sind wir alle unverzüglich in die DDR zurückgekehrt.”
War den DDR-Experten die Gefahr nicht bewußt, von der BND-gestützten Renamo attackiert zu werden?
“Wir wurden darüber informiert, daß wir Ziel von solchen Anschlägen werden konnten – aber man hat das garnicht so ernst genommen, hat das nicht verinnerlicht. Wie das so ist – man denkt, es wird einem schon nichts passieren. Wir haben uns über diese Risiken keine weiteren Gedanken gemacht. Das Attentat kam daher für uns wirklich wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Wenige Tage zuvor war ich selber noch mit den Trupps rausgefahren, um deren Arbeit kennenzulernen. Da stand ich auf der Ladefläche eines LKW – keiner von uns schaute da, ob uns womöglich jemand auflauert. Ich denke aber, die mosambikanischen Soldaten wußten genau, daß sie jederzeit ins Fadenkreuz der Renamo geraten konnten.”
Dem Arzt zufolge ging die guttrainierte Renamo landesweit sehr zielgerichtet und planmäßig vor.
Die Renamo hat in ganz Mosambik sehr genau beobachtet, wann und wo DDR-Entwicklungshelfer entlangfahren. Denn die Mine lag genau in einer Reifenspur – an einer Stelle, wo man gar nicht nach rechts oder links ausweichen konnte. Das haben die sich genau ausgerechnet.”
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Gerd Bonk fügte hinzu: “Die Mine war in die linke Spur gelegt worden, weil die Renamo wußte, daß die DDR-Vermesser stets links als Fahrer saßen.” Eine Mine in der rechten Spur hätte zuallererst “nur” einen Mosambikaner getroffen.
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